Deutschland

Deutsche 15-Jährige sind besonders oft am Bildschirm

Vergleich der OECD-Länder

Sieben Stunden täglich: Jugendliche in Deutschland nutzen digitale Medien sehr viel. Im OECD-Vergleich verbringen besonders viele 15-Jährige Vergnügungszeit am Bildschirm. Einfach abschalten ist für Experten aber keine Option.

Deutsche 15-Jährige sind besonders oft am Bildschirm

In Deutschland nutzen im internationalen Vergleich besonders viele Jugendliche digitale Medien zum Vergnügen. Fast drei Viertel der 15-Jährigen kommen pro Schultag auf mehr als zwei Stunden Bildschirmzeit mit TikTok, Computerspielen und anderen digitalen Anwendungen, wie aus einer neuen Datenauswertung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)  hervorgeht. Lediglich in Lettland, Ungarn, Polen und Estland sind es noch mehr Jugendliche.

In Japan liegt der Anteil der Jugendlichen, die digitale Medien so umfangreich zum Vergnügen nutzen, der Studie zufolge bei unter 30 Prozent. Innerhalb der EU haben laut vorhandenen Daten Spanien und Slowenien mit rund 50 Prozent den geringsten Anteil an Jugendlichen, die digitale Medien in dem Ausmaß zum Vergnügen nutzen.

Kinder machten sich schon in sehr jungen Jahren mit Bildschirmen vertraut, und ihre Bildschirmzeit steige dann rasant, heißt es in der OECD-Studie. Demnach verbringen Sieben- bis Zwölfjährige in Frankreich bereits mehr als zwei Stunden täglich am Bildschirm. 15-Jährige in Deutschland kommen bereits auf 48 Stunden wöchentlich, also fast sieben Stunden am Tag. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt Teenagern in dem Alter, nicht mehr als zwei Stunden mit digitalen Medien zu verbringen.

Die OECD hat sich für die Auswertung vor allem auf Daten der Pisa-Studie aus dem Jahr 2022 gestützt. Sowie auf die HBSC-Studie, die zuletzt 2021 und 2022 das Gesundheitsverhalten von Kindern im Alter von 11, 13 und 15 Jahren in Zusammenarbeit mit dem WHO-Regionalbüro für Europa untersucht hat. Die Autorinnen und Autoren der OECD-Studie fordern von den Mitgliedsländern eine bessere Datenerhebung, um die Auswirkungen des digitalen Wandels auf das Wohlbefinden von Kindern, insbesondere auch jüngeren Kindern, beurteilen zu können. Untersucht wurden die 38 Nationen der OECD, zu denen neben weiten Teilen Europas auch Japan, die Türkei, Mexiko und Israel zählen.

Digitale Medien abends verbannen

Viele Fragen zu den gesundheitlichen Folgen sind demnach nicht hinreichend erforscht. Erwiesen scheint, dass hoher Medienkonsum gerade am Abend die Schlafqualität beeinträchtigt. »Hier entsteht ein Teufelskreis, da ein schlechterer Schlaf bei jungen Menschen zu erhöhter Müdigkeit führt, weshalb sie am nächsten Tag passive Aktivitäten wie Fernsehen bevorzugen«, heißt es in der Studie. Besonders ungünstig sei es, wenn Kinder und Jugendliche das Smartphone, den Computer oder den Fernseher direkt im Zimmer hätten.

Laut OECD hat sich die mentale Gesundheit junger Menschen in den vergangenen 15 Jahren dramatisch verschlechtert. Ein Trend, der durch die Pandemie noch verstärkt wurde. In diese Zeit fällt auch ein enormer Anstieg der Mediennutzung. Die Forschung habe bisher aber meist keine klare Kausalität zwischen den Entwicklungen nachweisen können. Sicher sei, dass negative Effekte auftreten können, etwa durch exzessive Nutzung oder Cybermobbing oder den Kontakt mit für Kinder ungeeigneten Inhalten. »Studien deuten darauf hin, dass problematischer Konsum das Risiko für Depressionen, Angstzustände, Einsamkeit, schulische Schwierigkeiten, Probleme mit dem eigenen Körperbild und Schlafstörungen erhöht, wobei Mädchen häufig stärker betroffen sind«, heißt es.

Bildschirmzeit ist nicht gleich Bildschirmzeit

Wichtig ist den Autoren, zu differenzieren: Viele Anwendungen wie E-Books können Kinder und Jugendliche beim Lernen unterstützen. Vor allem Mädchen und sozial bessergestellte Jugendliche machen davon Gebrauch.

Einfach abschalten sei deshalb keine Option, sagt Kai Hanke, Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks. »Die Studienlage zeigt sehr klar auf, dass die digitale Welt enorme Potenziale für Kinder mit sich bringt.« Mediennutzung stelle einen wichtigen Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe dar und könne nicht einfach verwehrt werden, sagt er. Eltern, Schulen, Medien und der Gesetzgeber müssten die Rahmenbedingungen schaffen, damit Kinder diese Potenziale auch nutzen können.

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